Kaltpressung vs Raffination: Unterschied und Auswirkung auf das Öl?
Grundsätzlich lassen sich 2 Verfahren bei der Ölgewinnung von Rapsöl unterscheiden: Die mechanische Kaltpressung und die Raffination (mit vorausgehender Heißpressung oder Extraktion). Beide Verfahren sind sehr unterschiedlich und wirken sich auf die Qualität des Öls aus:
Die mechanische Kaltpressung ist schonender. Sie zielt darauf ab, die Nährstoffe und Aromen der Rohstoffe bestmöglich im Öl zu erhalten: So sollen die natürlichen, arttypischen Merkmale der gepressten Rapssaat wie Geschmack, Farbe und Geruch sowie zahlreiche sekundäre Pflanzenstoffe erhalten bleiben.
Die industrielle Raffination führt dagegen zu einer höheren Ölausbeute. Und raffinierte Öle sind länger haltbar und meist höher erhitzbar als kaltgepresste. Die Raffination kann aber zu einem Verlust von wertvollen Inhaltsstoffen wie Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen führen. Und die charakteristischen Aromen der Rohstoffe gehen dabei verloren.
Nun aber im Einzelnen zu den unterschiedlichen Verfahren:
Kaltpressung
Die Kaltpressung ist die traditionelle Methode zur Ölgewinnung. Bei der Kaltpressung wird der Raps rein mechanisch auf Spindel- oder Schneckenpressen in der Ölmühle gepresst. Die Pressung erfolgt möglichst schonend ohne äußere Wärmezufuhr. Die Temperatur ist niedrig und liegt bei unter 40 Grad. Anschließend werden im Öl enthaltene „Schwebstoffe“ durch Absetzen lassen oder Filtern abgetrennt.
Raffination
Der Raffination geht immer ein erster Verarbeitungsschritt voraus: Die Heißpressung und/oder die Lösemittelextraktion: Dabei werden die Rohstoffe zunächst unter höherer Wärmezufuhr gepresst (sog. Heißpressung). Der übrig bleibende Pressrückstand, der noch Öl enthält, wird dann ggfs. noch zusätzlich durch Beigabe von Lösemitteln herausgelöst (sog. Lösemittelextraktion).
Das so produzierte Rohöl wird dann in einem nächsten Schritt, der sog. Raffination, von unerwünschten Begleitstoffen gereinigt. Dies können z.B. Substanzen aus den vorherigen Verarbeitungsprozessen sein, aber auch Pigment-, Geschmacks- oder Bitterstoffe, die einen Einfluß auf die Qualität des Öls haben können. Die längere Haltbarkeit raffinierter Öle beruht vor allem auf der Raffination.
Bei der Raffination gibt es 2 unterschiedliche Verfahren: die Chemische Raffination und die Physikalische Raffination. Bisher wurde meist die Chemische Raffination angewandt, weshalb diese hier etwas detaillierter dargestellt werden soll. (Mit steigenden Umweltauflagen nimmt aber die physikalische Raffination nunmehr an Bedeutung zu)
Die Chemische Raffination umfasst im Wesentlichen folgende Schritte:
- Entschleimung: In diesem Schritt werden Trübstoffe und Pflanzenschleime des Rohöls durch Dampf, Heißwasser oder verdünnte Säuren entfernt.
- Entsäuerung: Dieser Prozess dient der Neutralisierung und Entfernung der eher kratzend schmeckenden freien Fettsäuren mittels Natronlauge.
- Bleichung: Hierbei wird unter Einsatz von Bleicherden der größte Teil der Farbstoffe sowie Reste von Schleimstoffen, Seifen, Spurenmetallen und Oxidationsprodukten entfernt.
- Desodorierung: Zuletzt erfolgt eine Dämpfung mittels Wasserdampfdestillation bei ca 180 - 200 Grad, um unerwünschte Geruchs- und Geschmacksstoffe zu entfernen.
Dieser letzte Schritt führt wegen der höheren Temperaturen dazu, dass auch erwünschte Fettbegleitstoffe sowie z.B. der Anteil von antioxidativen Stoffen im Öl verringert werden.
In sämtlichen raffinierten Pflanzenölen sind sog. 3-MCPD-Fettsäureesterzu finden, wobei der Gehalt derselben teilweise stark unterschiedlich ist. Die International Agency for Research on Cancer (IARC) hat 3-MCPD 2011 als „mögliches Humankarzinogen“ eingestuft.